THE THING

ging 1991 in New York ans Netz. Es ist das erste und bislang fortgeschrittenste Projekt, das aus einer eher konzeptuell orientierten Kunstszene heraus in den neuen Kommunikations-, Distributions- und Produktionsraum der Datennetze tritt. Inhaltliche, kontextuelle und technische Entwicklungen eröffnen THE THING ein sich ständig erweiterndes Spektrum an Möglichkeiten der Reflexion und Nutzung des Mediums für unterschiedliche Formen der künstlerischen Arbeit und ihrer begleitenden Diskurse.

Mittlerweile umfaßt das Netz, das in seiner Grundstruktur als klassisches Bulletin Board System (BBS) organisiert ist, neun Knoten, drei weitere sind in Vorbereitung. Gemeinsame Datenbestände werden täglich untereinander ausgetauscht und aktualisiert. Ab Juni 1995 ist THE THING mit drei Sites (Basel, New York und Wien) auch im Internet/World Wide Web erreichbar.

Die in der Struktur des virtuellen Datenraums angelegte Aufhebung der klassischen Opposition von Künstler/Autor und Publikum/Öffentlichkeit bildet für THE THING einen Ansatz, die Struktur der gegenwärtigen Kunst-Öffentlichkeit jenseits der tradierten Rollenbilder und Institutionen neu zu definieren. Im Brennpunkt steht nicht mehr der originäre künstlerische Prozeß, sondern der gemeinsame Aktions- und Kommunikationsraum, aus dem heraus und in den wieder zurückgehend sich die künstlerische Arbeit konfiguriert. Die rigide Trennung zwischen Text und Objekt wird aufgelöst, beide sind gleichzeitig konstituierendes Moment und austauschbares Material im diskursiven Prozeß.

Die Praxis von THE THING wird dabei natürlich nicht zu einem 1:1 Spiegel dieser Konzeption, sondern unterliegt unterschiedlichsten Dynamiken, Stimmungs- und Intensitätskurven, Gedankenspiralen und Sprüngen. Es lebt von immer neuen Impulsen und der nur begrenzt steuerbaren aktiven Teilnahme der Benutzer des Systems.

Den (inter)aktivsten Bereich von THE THING stellen die verschiedenen Messageboards dar, Foren für Diskussionen, fortlaufende Dialoge und offene Informationsflüsse zu thematischen Bereichen wie aktuelle Ausstellungen, Kunstmarkt, Szeneklatsch, Institutionskritik, Psychoanalyse oder Wahrnehmungsforschung, Science Fiction, Biotechnologie, Zukunftsforschung und dem eigenen Mediadiskurs.

Weitere Features: Magazine (u.a. Camera Austria, Journal of Contemporary Art, Lacanian Ink, Lusitania, Purple Prose, Springer, Spuren, Texte zur Kunst), Online Shows (u.a. Duncan Brown, Aki Fushiyoshi, Rainer Ganahl, Peter Halley, Felix Stefan Huber, Karl Heinz Klopf, Joseph Nechvatal, Helene von Oldenburg, John F. Simon, John Tower), Email, Datenbanken, sowie Kooperationen mit kulturellen Institutionen und Projekten.

Andreas Kallfelz