Die Arbeit www.antworten.de ist ein zuerst einmal sehr einfaches Interface im Internet, der Benutzer wird mit einer Situation konfrontiert die er aus dem täglichen Leben kennt. Er bekommt automatisch eine Wartenummer zugeteilt und wartet bis er an der Reihe ist. Im täglichen Leben – auf dem Amt oder beim Metzger – durchaus sinnvoll, im Netz eher ungewöhnlich, wenn nicht sinnlos.
Die Arbeit erreicht seit dem sie online ist kontinuierlich mehr und mehr Benutzer, zur Zeit etwa monatlich 25.000 Konsumenten. Diese spalten sich in Benutzer und Besucher auf, denn wahrscheinlich wissen 90% der Benutzer nicht, dass sie ein Kunstwerk betrachten. Für die Mehrheit der Benutzer ist Antworten ein glaubhaftes Auskunftssystem und damit nach Ablauf der Warteschleife, die mit dem Überspringen der persönlichen Wartenummer endet, der totale Betrug.
Die Benutzer, die nicht bis zum bitteren Ende ausharren und die eine Möglichkeit der Interaktion, dem Verfassen und Abschicken einer Email an die Adresse fragen@antworten.de, wählen, senden Fragen zu diversen Themenkomplexen ohne damit einen wirklichen Aufschluß zu zu lassen, ob sie nun wirklich an das System glauben, oder den Spielball der Erwartungshaltung elegant zurückspielen. Die Mails decken ein weites Spektrum ab, von der Bitte der Beantwortung von Hausaufgaben von Schülern, über Fragen der praktischen Lebensführung – Steuernsparen, Schuldnerberatung, Liebesleben bis hin zur Ankündigung eines Freitodes.
Diesen glaubenden Benutzern steht die kleine Anzahl der Besucher gegenüber, die entweder wissen, dass es sich um ein Kunstwerk handelt, und deshalb das Spiel mitspielen oder es nicht wissen, den “Betrug” dann aber frühzeitig merken und damit schnell das Interesse verlieren.
Die Künstler haben längst die Möglichkeit der Kontrolle der Rezeption der Arbeit als klassisches “Kunstwerk” verloren und dies auf beiden wichtigen Ebenen. Sie sind in der Mehrzahl mit Benutzern, nicht mit Besuchern, konfrontiert.
Im Besitz der Sammlung Hannelore und Hans Dieter Huber, Stuttgart
Zusammen mit Max Kossatz, Wien