Holger Friese & Zeena Parkins
SD / SM, 2008
Sound installation
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Die Installation beschäftigt sich mit den Nächten des 9. und 10. November 1938 aus zwei Blickwinkeln. Zeena Parkins Hauptaugenmerk liegt auf den Auswirkungen der Pogromnacht für die deutschen Juden. Holger Friese lenkt seine Aufmerksamkeit auf die Schaulustigen, die teils schweigend, teils klatschend die Feuerteufel der SA und SS ihre schmutzige Arbeit verrichten ließen. Die beiden Blickwinkel ergeben sich auch aus der Abstammung der Künstler: Zeena Parkins ist amerikanische Jüdin und Holger Friese hatte einen Großvater, der aktiv in der NSDAP mitgewirkt hat. Die Installation besteht somit aus zwei akustischen Elementen, die sich vielschichtig aufeinander beziehen und in Interaktion mit den Besuchern treten. Zeena Parkins wird „sonic ghosts“ komponieren. Die Geister der Novemberpogrome werden den Raum bevölkern, durch ihn wandern und eine dichte atmosphärische Stimmung erzeugen. Ihren Ansatz der Komposition für diese Installation beschreibt sie wie folgt:

„Public memory is enshrined in memorials. But what happens when there is a monumental event in a public place and traces of violence are erased? We are left with descriptions of events that eventually get filtered where details are rearranged or forgotten. The acoustic ecology of the site is also disfigured or rearranged. Does some identifying sonic molecule hang stubbornly in the air, defying time and space? Or perhaps it’s simply a brutal non-existence that permeates, sinking into this space made empty. Zeena Parkins will investigate the traces or sonic ghosts of some of the synagogues destroyed on Kristallnacht. The lost shadows and echo (memory) of an invisible presence. This sonic eco-architecture, will take the form of site recordings from several locations of destroyed synagogues. These lingering sonic remnants will serve as one component of material used in the sound constructions located in this installation.“

Die Lautsprecher zur Tonausgabe werden an den beiden Kopfenden des Ausstellungsraums installiert und somit wird die Komposition zur inhaltlichen und räumlichen Klammer.

Der Austellungsraum wird abgedunkelt, aber begehbar gehalten.

Holger Friese implementiert im Austellungsraum elf, auf den ersten Blick, unscheinbare Objekte. Elf handelsübliche Rauchmelder werden unter der Decke des Raumes installiert.

Diese Rauchmelder sind komplett entkernt und mit neuem technischen Innenleben versehen. Die Platine, die normalerweise vor einem Brand warnt, wird entfernt und durch einen Infrarotsenor und einen Lautsprecher ersetzt. Die Melder provozieren so eine, fast zwangsläufige, Interaktion mit den Besuchern der Installation. Sie geben Alarm, wenn sich Besucher direkt unter ihnen aufhalten. Eingebettet in Zeena Parkins Komposition fungieren sie als störende Elemente. Die Besucher werden zum Auslöser von Brandalarmen, die sich mit den permanent im Raum vorhandenen „sonic ghosts“ zu einer komplexen und intensiven akustischen Erfahrung verbinden.

Als zusätzliche konzeptuelle Ebene dient uns die Auswahl der Abspieltechnik. Sämliches akustisches Material wird von Schallplatten zugespielt. Hintergrund ist hier die Klammer 33 / 45 Umdrehungen, die gleichzeitig die Jahreszahlen des Beginns und das Ende des Naziregimes markieren.

Zeena Parkins Kompositionen werden auf zwei Schallplattenseiten gepresst. Ein Schallplattenspieler spielt die A Seite mit 33 Upm, der zweite die B Seite mit 45 Upm.

Die Alarmtöne der Rauchmelder werden von einer speziell gemasterten Schallplatte abgespielt. Auf dieser befinden sich elf Titel, die jeweils einem Rauchmelder zugeordnet sind. Sie sind als Umdrehungsloop geschnitten und somit endlos abspielbar.

Die Tonhöhe der Alarmtöne greift die Jahreszahlen noch einmal auf und umfasst den Tonbereich von 3400Hz bis 4400Hz in 100Hz Schritten. Jeder Rauchmelder wird mit einen Schallplattenspieler / einem Alarmton verbunden. Somit setzt sich die Installation aus 13 Schallplattenspielern und ihren zugeordneten Lautsprechern zusammen. Jeder Schallplattenspieler steht als Stellvertreter für ein Jahr des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945.

Kristallnacht in Homburg/Saar (my hometown)
Soundcollage Proposal
website CHB Sound art competiton

After Kristallnacht

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Holger Friese, 1994 - 2008